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'Nibelheim' – (Gästebuch von Felsenreich.de)

FELSENREICH "Melodien zur Weihnachtszeit" (Vertrieb: Empire of Rocks)

Plattenkritik.

Endlich was Neues aus dem Hause Felsenreich ! Zum frohen Feste kurz vor Ultimo des Jahres 2002 überraschte die Band mit einem Mini-Album namens "Melodien zur Weihnachtszeit". Dem einschlägig vorgeschädigten Hörer gehen dabei mehrere Möglichkeiten am geistigen Ohr vorbei als da z.B. wären "Melodien für Millionen" !? Wohl kaum, denn mit der volksschlagerduseligen Seniorenhorde hat man wohl kaum mehr als das Pflichterbteil gemein. Oder verklausulierte Melodramatik, käuflich für Millionen von Eurocent ?? Unwahrscheinlich.

Dann schon das Ganze eher "Unheilig". Der Graf, Mastermind der Musiktruppe mit dem blasphemischen Namen, gab sich letzthin mit einem "Frohes Fest" genannten Scheibchen ebenfalls dem Jahresendbrimborium hin. Dies tat er gekonnt, routiniert, irgendwie unerwartet aber jederzeit mit dem dunklen Geschmack kompatibel.

Nun also Felsenreich, was hat der geneigte Fan zu erwarten? Zunächst Titel 1, wenn man denn der Reihe nach vorgeht, oder besser, reinhört. "Guten Abend, schön Abend", so grüßt es von der Tracklist, nix wie rein mit der Datenplinse in den Player und die Lauscher aufgestellt. Trompetenklang erfüllt den Raum, die Titelzeile erklingt und wieder jubiliert ausdauernd die Trompete. Ist die Band nicht ganz textsicher? Transportiert das Blasinstrument den Malemprè des Vergessens? Doch schon geht's weiter und schließlich wird der volkstümliche Reim in 2:15 min recht vollständig vorgetragen.

Als nächstes ein noch bekannteres Dezembertrauma, "O Tannenbaum" !

Diesmal bleibt das Blech im Sack, ein orchestraler Keyboardteppich legt sich sachte unter des Sängers sanften Bariton , wer kennt sie nicht, die weisen Worte über Deutschlands urtümlichstes Weihnachtsutensil. 1:58 min Tradition, getragen vorgetragen.

Nun wird's lustig, zünd an, es kommt die Feuerwehr, denn "Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen". Mehrstimmig schwingt launige Vorfreude aufs Fest, begleitet vom Klavier und klimpernden Schellen, die das nahen des Elchbespannten Geschenketransporter mit dem weißbärtigen Herrn als Insassen förmlich erahnen lassen. Hier durften sich wohl ziemlich alle Bandmitglieder in den Sängerreigen einreihen. Höre ich von der Hinterbank, da wo die Geschenke sich stapeln, weibliches Singen? Nein, muss wohl mein tinnitöses Mittelohr sein, was hier gauklerisch tätig ist und während der letzten 2 Minuten 2 Sekunden dem Kleinhirn irritierende Informationen zukommen ließ.

Nun munter fort mit dem Gebimmel, denn "Kling, Glöckchen, klingelingeling" (mir sträubt sich förmlich der Tippfinger, bei diesen Buchstabenkonstellationen...) irrlichtert es durch Mark und Bein. Und nun kann ich mich nicht täuschen, zartes Frauenstimmband lässt seinen wohlgeformten Ton auf den Hörer herniederschweben. Die Herren haben Singpause, dürfen ihre Fähigkeiten nebenher an diversen Instrumenten beweisen. Frage ich mich allerdings, wer sind die Damen? Heimliche Mitglieder ? Entliehene Damen anderer Ensembles ? Die Spielerfrauen garselbst ? Man darf auf Lüftung dieses Geheimnisses gespannt sein, denn die spärlich bedruckte CD-Hülle gibt keinerlei Hinweis. Kurz wars, 1:52 min , aber schööön.

Beinahe sakral kommt "O du fröhliche" daher. Ein kirchenfähig gestyltes elektronisches Instrument gibt der urigen Weise die nötige Tiefe, ein ganzer Chor scheint am Werke und fast ist mir, als wolle sich subtil ein winzig Tränlein aus meinen geröteten Augen davonschleichen....2:29 min lang.

"1000 Sterne sind ein Dom", nicht nur der Titel, auch der Vortrag selbst weckt Erinnerung an längst vergangene Zeiten , in denen sich Combos mit Namen wie "Lift", "Stern Meissen" oder "Elektra" ähnliche Rhythmik zu eigen machten, Texte mit ebensolcher Tiefe verbrachen und einfach nur gut waren, unter dem Sammelbegriff "Sachsendreier" sind sie es übrigens heute noch und wieder. Aber nicht das schnöde abschweifen soll meine Passion sein, sondern die Bewertung der felsenreichen Musiker. Die 2 Minuten mit den 1000 Sternen kann ich jedenfalls unter "gelungen" abhaken und mich genüsslich im Ohrensessel zurücklehnen, denn das letzte Stück ist erreicht.

Nichts geringeres als "Stille Nacht, heilige Nacht" beschließt das gar christlich verpackte Geschenk an die Nachwelt. Alles erdenkbare Geläut, Gebläs, Georgel säuselt die altbekannte Melodie. Die Trompete an mancher Stelle recht schräg, schmeichelt sich die heilige Melodie dennoch hauchzart unter Knabens lockiges Haar, der Sänger wird zum Sprecher und erklärt die heilige Nacht für alle unwissenden Heiden, bevor eine wahre Engelsstimme (BEGEISTERUNG !!) die stille Nacht nach reichlich 3 Minuten traulich beendet.

Dies war sie also, die Weihnachtsüberraschung von und mit Felsenreich, eine erquickliche Bescherung für all diejenigen, welche sich noch irgendwie aufs Fest einlassen und traditioneller Musik etwas abgewinnen. Die christlich geprägte Elternschaft zumindest wird aus dem jauchzen und frohlocken nicht herauskommen, wenn sie feststellt, ihrer Leiber Früchte können auch anders, wenn sie nur wollen .

Für den mehr oder weniger erheblichen Rest der Felsenreich-Anhänger bleibt zu hoffen, demnächst wieder ein richtiges Album von gewohntem Inhalt und Qualität in Händen halten zu dürfen. (Nibelheim)