'Fatal Underground' 2005– (Szene-Magazin / Deutschland)

FELSENREICH als Bandname finde ich doch sehr merkwürdig ,zumal ich mit dem Begriff echt nichts anfangen kann. Da ist wohl mal etwas Aufklärung fällig!

Wir wollten damals 1998 einen neuen Bandnamen haben, als Mathias von Trysticia zu uns gestoßen war. Der alte Bandname den Denis und Renato bis dato führten hieß „Graves in Moonlight“ und war doch sehr vom Klischee erfüllt. So haben wir in einem Brainstorming in unserem Proberaum Ideen gesammelt und die besten ausgesucht. Die Vorgabe war dabei einen Namen zu finden der Deutsch ist und eine gewisse Erhabenheit ausstrahlt, wir wollten etwas das hart aber gleichzeitig auch weich klingt uns gefiel der Name „Rammstein“ sehr gut an dem wir uns orientierten ( Stein = Fels). Mit unserer Musik wollten wir unser eigenes Reich aufbauen, so war der zweite Begriff Reich geboren. Wir setzten beide Wörter zusammen und Felsenreich als Name war geboren. Die Presse verglich dann unsere Musik auch schnell mit Felsformationen, so das wir auch musikalisch uns richtig verstanden gefüllt haben.

Über die Historie einer Band was zu erfahren, ist zwar absoluter Standard und ob's die Leute überhaupt interessiert, kann man vielleicht auch bezweifeln. Trotz allem will ich mal wissen ,wie sich FELSENREICH aus dem tiefen Underground ,zu dem ,was sie heut ist ,emporgehoben haben!

Als Denis Hartsch und Renato Wesely im Sommer 1997 das Studioprojekt Graves In Moonlight gründeten, war die Vorstellung über die Zukunft dieses Unterfangens noch nicht abzusehen. Denis der Soundtüftler, der sein Können schon in einigen Projekten der Elektronikmusik unter Beweis stellte und seine Solo-CD "Done" fertiggestellt hatte, erwies sich als der ideale Part Renato's, der nun seine Ideen und Vorstellungen entsprechenden umsetzenkonnte. Der in seiner Kindheit erblindete Denis erkannte hierbei schnell ein weiteres Betätigungsfeld seiner Fähigkeiten und konnte auf musikalische und textliche Ambitionen Renato' s voll eingehen.

Zunächst wurde im Studio mit Gastmusikern gearbeitet bis der Zufall den beiden Anfang 1998 Mathias Sohn (Mitglied bei: Die Schinder - CD "Wundenmann" erschien 2002) in die Hände spielte, der mit seinen Inspirationen die Band weiter voranbrachte und auch viele neue Stücke beisteuerte, bei denen er neben Renato zur zweiten Frontstimme avancierte. Mathias, der mit seinem bisherigen Projekt Trysticia (CD "Lust" '97) bis dato auch noch anderweitig beschäftigt war, konnte nach der Auflösung dieser Band seine Konzentration nun vollends auf die inzwischen zu Felsenreich umbenannte Band vereinen. Mit Keyboards und teilweise sogar Trompeteneinsatz vervollkommnet er den Felsenreichsound. Ein klares Konzept war nun zu erkennen. Erste Auftritte unter dem Namen Felsenreich folgten.

Nach oftmals wechselnden Gitarristen fand sich Anfang '99 ein Musiker der genau in das Schema der Band passte. Sören Bräuer (ex Jazmine) brachte eine entsprechende Geradlinigkeit in die Stücke von Felsenreich, die der Band neue Impulse verlieh. Renato unterstützt hierbei oftmals mit Akustikgitarre. Die EP "The Death Is Behind You" entstand 1999.

Inzwischen hat die Band ihr neues Album “Tiefe" im Jahr 2004 veröffentlicht und konnte dieses erstmals dem Publikum live beim Wave Gotik Treffen vorstellen. Produziert wurde dieses Album im eigenen Studio "Sohnate" und "Empire Of Rocks". Zum Abmischen arbeiteten Felsenreich im Tonstudio "Tyton Records". Für die neuen Aufnahmen konnte mit Markus Will (ex Freeloaders) ein Drummer gewonnen werden, der fortan auch für Live-Auftritte zur Verfügung stand, ab 2004 arbeitet Felsenreich mit dem Drummer Jörg Meier ( u.a. New Concept) zusammen.

Eine Neuerung ist auch, daß die Band erstmalig bei einigen Stücken von Ines Rudolph im Gesang unterstützt wurde, was den Felsenreich-Sound um eine weitere interessante Facette bereichert.

Mit 6 Mann seid ihr ja als Band recht fett bestückt .Wird's da nicht manchmal etwas eng auf der Bühne oder spielt ihr "nur" auf großen Bühnen und vermeidet Auftritte in so richtig kleinen Clubs?

Eng auf der Bühne wird es sehr oft, letztens hatten wir einen Gig mit „Das Ich“ und die Keyboardarme der riesigen Stagekonstrukte von „Das Ich“ haben uns schon einige Platzprobleme bereitet, aber meistens sind es echt nette Musikerkollegen und man weiß sich zu arrangieren.

So hatten z.B. Mila Mar oder Janus auch keine Einwände das wir Ihr Drumset benutzen durften, was dann schon eine Platzersparniss darstellt.

Wahr ist es natürlich, das wir viel lieber auf großen Bühnen spielen, weil man sich da wirklich austoben kann, ohne Angst haben zu müssen, das man von jemand anderem das Zeug umreißt.

Wir vermeiden es natürlich nicht auch in ganz kleinen Clubs zu spielen, wir nehmen eigentlich fast alles mit, wenn es in einem korrekten finanziellen Rahmen steht und man nicht noch zu zahlen muß um irgendwo zu spielen, da die Kosten fürs Musikmachen doch erheblich sind Eure vorangegangene CD "Am Ende der Zeit" hat mich ja nun echt nicht umgehauen .

Mit "Tiefe" habt ihr nun aber bei mir genau diesen Effekt bei mir erzielt .Worin seht ihr selbst die Hauptunterschiede zwischen den beiden Veröffentlichungen ?

Die Hauptunterschiede liegen zum einen, daß „Am Ende der Zeit“ fast von Mathias alleine geschrieben wurde und die anderen nur noch ihre Instrumente mit in die Stücke eingebracht haben.

Bei „Tiefe“ hat jeder seine Melodievorstellungen umsetzten dürfen und man hat halt solange geschraubt bis es gepaßt hat.

Zum anderen war der Vorteil bei „Tiefe“, daß wir diesmal im eigenem Studio aufnehmen konnten und uns nicht nach einem finanziellen Buget richten mußten, wenn man ein anderes Studio angemietet hätte, so hat es zwar recht lang gedauert, weil man ja nie wirklich zufrieden ist, leider, aber mit dem Ergebnis sind wir doch Recht Zufrieden.

Apropos Veröffentlichungen! Gibt's noch mehr als die beiden CD's aus dem Hause FELSENREICH zu ergattern ?

Ja, 1999 haben wir unsere erste E.P. auf den Markt gebracht mit dem Titel „ The death is behind you“ welche noch ein gemeinsames Projekt von Denis und Renato war, Mathias hat für diese CD nur ein Stück mit dem Titel „Dragons“ geschrieben, für diese E.P wurde noch mit Gastmusiker gearbeitet, z.B. Frank Hertel an der Gitarre um nur einen zu nennen.

Desweiteren haben wir noch zwei Weihnachts CD´s aufgenommen ( 2002, 2004).Alle diese Alben können bei uns im Shop bestellt werden (www.felsenreich.de)

Einige Leute ,denen ich eure Mucke näher bringen wollte ,haben sofort ,auf Grund des Band Namens ,euch sofort in die Ecke "Neue Deutsche Härte" gedrückt .Was würdet ihr den Leuten sagen ,die eure Mucke absolut noch nicht kennen ,was sie sich nun musikalisch unter FELSENRECH vorstellen müssen ?!

NDH trifft es wohl nicht ganz, dazu sind die Leute in der Band was den Musikgeschmack betrifft wohl zu unterschiedlich, das wir uns alle mit dem Begriff intentivizieren würden. Durch die harten Gitarrenriffs von Sören klingt unser aktuelles Album natürlich etwas härter als die vorhergehenden, zumal Sören unser Gitarrist an den Mischpultreglern sah’s und so die Gitarre in die Musik einarbeiten konnte wie er wollte. Wir würden doch eher unsere Musik in die Rock Ecke stellen, da wir auch viele epische Dinge verarbeitet haben, die es so in der NDH nicht gibt. Auch die Trompete tut ihr übrigens um einen eigenen Sound zu fahren.

Wir verwenden gerne den Begriff „Mexican Goth“ wegen den vielen Blechblasinstrumenten die wir verwendet haben, aber solche überdimensionalen Gitarren, wie sie die Sombreros verwenden hatten wir nicht, da haben wir zu einer herkömmlichen Akustik Gitarre gegriffen ( Track Angel).

Was meint ihr denn selbst, welche Zielgruppe eure Mucke am meisten anspricht? Seht ihr euch selbst ner bestimmten "Subkultur" angehörig oder wollt ihr mit eurer Musik eher etwas Szeneübergreifend wirken?

Wir denken schon, daß wir in der „Gothic“ Ecke zu Hause sind und auch diese Szene in besonderen ansprechen. Wir fahren eigentlich schon seit Jahren zum WGT, ob nun als Gast oder auch wenn wir selbst spielen. Wir freuen uns natürlich auch über jeden, der unsere Musik klasse findet und nicht der Szene angehört. Wir hätten auch keine Probleme vor anderen Szenen aufzuspielen, aber zum Musikantenstadl hat uns leider noch niemand eingeladen.

Wer so viele verschiedene musikalische Einflüsse wie ihr verwendet ,muß

doch auch irgendwelche Vorbilder haben ,die einen musikalisch beeinflußt

haben!

Vorbilder direkt hart eigentlich niemand in der band, so zusagen den man anhimmelt.

Mathias hört sehr viel Soundtracks und ist auch sonst ein totaler Cineast, Renato fühlt sich sehr wohl bei Philip Boa und ist aber auch Hubert von Goisern oder Heinz Rudolph Kunze nicht abgeneigt. Sören ist bei uns der Rocker, er fährt voll auf den Gitarristen der Ozzy Osbourne Band ab und hört auch gerne mal Nightwish als Reverenz für seine Studioarbeit. Denis unser zweiter Keyboarder hört relativ poppige Sachen wie Genesis oder auch Depeche Mode und Pink Floyd. Was Josh unser Drummer hört, ist relativ unklar, er bringt immer relativ unbekannte Gothikmetal Bands mit ins Studio mit denen er die anderen dann Quält ( grins).

In euren Songs kommen ja nun die verschiedensten musikalischen Einflüsse zum Vorschein .Rührt das daher, das jeder aus der Band einen kleinen Teil seines persönlichen musikalischen Geschmacks mit in die Mucke einbringen will/soll?

Ja genau, jeder kann das zum Song beitragen was Ihm gefällt und anschließend wird ganz liberal abgestimmt ob das dann auch so gemacht wird oder nicht.

Ne Band, welche solch vielseitigen und kreativen Songs wie ihr kreiert ,muß doch enorm viel Zeit ins Komponieren reinstecken .Erzähl mal ein bissel was über den Werdegang bei "Tiefe" !

Wie schon erwähnt hat die Zeit mit Tiefe wirklich viel Zeit in Anspruch genommen.

Wir haben fast ein Jahr an den Sachen gefeilt und kurz vor dem WGT 04 gesagt, das wir jetzt fertig werden müssen, weil wir die CD doch gerne mit auf dem WGT haben wollten und diese auch dort präsentieren wollten. So haben wir uns zwei Wochen zuvor intensivst mit dem Mischen beschäftigt um die Deadline einzuhalten, was dann auch sehr gut geklappt hat. Dies war wahrscheinlich von Vorteil, denn sonst würden wir sicherlich immer noch über den Songs brüten, einige Sachen haben wir nämlich für unser Liehest verändert und diese aktuellen Versionen gefallen uns jetzt viel besser wie die auf dem Album, also lohnt es sich auf alle Fälle uns mal bei einem Konzert zu besuchen. Bis ins Detail jetzt das ganze Jahr Revue passieren zu lassen, würde wohl den Rahmen dieses Interviews sprengen, wie dies Detailliert aussah kann jeder auf unserer Homepage www.felsenreich.de unter Music/ Tiefe nachlesen.

Sowohl die Covergestaltung wie auch das Booklet von "Tiefe" ist euch absolut gelungen und vom allerfeinstem .Zumindestens wirkt es auf mich ungemein ein. Kannst du uns da vielleicht ein wenig über den Zusammenhang von den Bildern und euren Texten erklären ?! In dem Zusammenhang wäre es sicherlich auch hilfreich, mal ein klein wenig tiefer in die Bedeutung einzelner Song einzutauchen.

Die Fotos wurden von David Deinert( reinlender 1977), er arbeitete u.a. schon für Feindflug oder Kutna Hora, gemacht, für diese Fotosession haben wir uns einen ganzen Tag in ein Schwimmbad eingemietet um zum Albumtitel „Tiefe“ die passenden Fotos zu machen. Mit dem Symbol des Wassers wollten wir ein hinabtauchen in die menschliche Psyche darstellen, ein etwas intensiveres forschen nach der Wahrheit oder der Lüge des Lebens. So stellt auch jeder einzelne Song eine Beschäftigung mit dem Thema „ Tiefe“ dar, d.h. ein tiefes Hinabtauchen in die menschliche Seele, sei es nun wegen einer verlorenen Liebe (Am Meer) oder eines Suizids (Die Brücke) um mal zwei Beispiele zu nennen.